Ein Social Entrepreneur hat es nicht schwör – zumindest nicht in Deutschland. Das Thema Social Entrepreneurship ist so stark gewachsen, dass es vermutlich mittlerweile mehr Wettbewerbe gibt als Social Entrepreneurs. Wie stark werden die Interessen der Wettbewerbsteilnehmer zugunsten der Wettbewerbsausrichter berücksichtigt? Dienen die Wettbewerbe eher der Selbstdarstellung von Unternehmen?
Seit einigen Jahren gibt es schon die Fellows-Initiative von Ashoka, die pro Jahr 7-8 Unternehmer_innen auswählen. Der mehrstufige Bewerbungsprozess scheint recht umfangreich zu sein und es stellt sich die Frage, ob der Aufwand des Bewerbungsprozesses durch die Vorteile eines Fellowships aufgewogen wird. Interessant ist auch, dass Ashoka fast genauso viele Mitarbeiter hat wie Fellows – klar, eine Organisation muss professionell geführt werden, das kostet Arbeitszeit und Geld. ashoka ist also nicht nur ein gemeinnütziges Projekt, sondern selber ein Social Entrepreneurship Projekt – die Fellows und die vielen Bewerber finanzieren indirekt das Unternehmen ashoka.
Ashoka arbeitet eng mit verschiedenen Unternehmen zusammen, zum Beispiel unterstützt ashoka das Ben&Jerry’s Join our Core. Das Eisunternehmen möchte ähnliche Unternehmen unterstützen:
Just ask yourself these questions…
Is there long-term demand for your product or service? (If so, great! Your idea demonstrates strong financial sustainability!)
Will your model leave society better off for the next generation? (It does? Hurrah! Your idea demonstrates a positive social impact).
Does your business idea ensure the local and global environment is looked after, so today’s and tomorrow’s children can all enjoy the beauty of the planet…? (If yes, fantastic! I’m picking up an ‘environmental awareness’ vibe from your idea, and I like it!)
Is your approach substantially different from similar initiatives in your field? (If so, superb! This is the knock out test for innovation!)
18 bright sparks will be invited to London for the 11-12th of June to pitch their sustainable business ideas to our panel of expert Judges, including our co-founder Jerry Greenfield, when the 9 winners will be announced! Out in Vermont, the winners will be immersed in the world of Ben & Jerry’s, where it aaaall started back in 1978.
Eine sehr spannende Initiative, aber natürlich auch nicht ohne Eigeninteresse des Unternehmens – das sieht man deutlich an der Wettbewerb-Webseite, die neben dem Unternehmen sehr stark die Produkte von Ben&Jerry’s platziert. Die Seite wirkt daher eher wie eine Werbekampagne für die Eiscreme als für den Gedanken des Social Entrepreneurs, dabei sind unter den Teilnehmern des letzten Jahres sehr spannende Projekte. Wir wurden von einer PR-Agentur, die für Ben&Jerry’s den Wettbewerb für Deutschland koordiniert, per Email angesprochen und gefragt, ob wir nach London mitreisen wollen. Insofern bietet sich vielleicht vor Ort die Gelegenheit, die Entrepreneurs des letzten Jahres zu befragen, was ihnen der Wettbewerb gebracht hat.
Schlussendlich noch ein weiterer Wettbewerb, der sich mit dem Schwerpunkt Bildung und Integration beschäftigt. Die Social Entrepreneurship Akademie schüttet ein Preisgeld von 51.000 Euro für ein Unternehmen aus, welches Chancengerechtigkeit mit Unternehmertum kombiniert. Unterstützt wird das ganze von der Vodafone Stiftung, die aber auf der Wettbewerbs-Seite nur mit einem Logo präsent ist und daher sich angenehm zurückhält.
Vielleicht sorgt die Tatsache, dass vier Münchner Hochschulen hinter der Social-Entrepreneurship-Akademie stehen dafür, dass der Wettbewerb nicht so sehr die Unternehmenskommunikation, sondern das inhaltliche Ziel in den Vordergrund rückt. Aber natürlich stellt sich die Frage, wie die Akademie sich insgesamt finanziert – es gibt eine Reihe von Partnern, Unternehmen und Stiftungen, aber man findet keine Aufstellung darüber, wieviel Geld aus öffentlicher Hand und privatem Geld in dem Projekt gelandet sind.
Wie bei allen Nachhaltigkeits-Themen wird auch beim Thema Social Entrepreneurship oft vergessen, dass Transparenz in Bezug auf die eigene Finanzierung das wichtigste Kriterium ist, um Glaubwürdigkeit herzustellen. Warum kann man bei Ashoka nicht auf der Webseite nachschauen, wieviel Geld über welche Kanäle eingeworben? Wieso kann man bei Ben&Jerry nicht auf der Webseite herausfinden, wieviel Geld in den Wettbewerb und wieviel in das Marketing gesteckt werden? Warum gibt es auf der Webseite der Social Entrepreneurship-Akademie keine Aufstellung des Budgets? Wer Social Entrepreneuership glaubhaft fördern will und Unternehmen mit deren marktwirtschaftlichen Interessen den Zugang zum sozialen Sektor ermöglicht, muss zumindest in dieser Hinsicht mehr Transparenz zeigen.
Hallo Karsten,
spannende Fragen, die wir uns auch immer wieder stellen. Einige Antworten (z.B. zum Verhältnis Mitarbeiter – Fellows, das aktuell in Deutschland bei 7 zu 45 liegt sowie zu unserem Budget und woher es kommt oder dem Auswahlprozess und welche – zeitlich oft nicht beschränkten – Angebote dem gegenüberstehen) gibt unser aktueller Jahresbericht nach Social Reporting Standard – abzurufen hier: http://germany.ashoka.org/sites/germany.ashoka.org/files/Ashoka_Jahresbericht2012_final_web.pdf
Bzgl. unserer Kooperation mit Ben&Jerrys: Neben 10.000 € Preisgeld sind sicherlich die sechs Monate Coaching durch das Team Ashoka von Mehrwert (so jedenfalls das Feedback der Teilnehmer/Preisträger vom vergangenen Jahr, mehr Infos hierzu kann Dir Projektleiterin Felicity McLean von Ashoka UK geben oder Du fragst in London vor Ort nach Details). Auch die Sichtbarkeit in der Breite durch die Werbung auf den Bechern ist sicherlich für viele social Start-Ups spannend. Ich bin gespannt, was Du aus London berichtest und freu mich auf weiteren Austausch.
Herzliche Grüße von Laura