Euer Lobbyismus ist „gesellschaftlicher Auftrag“ @udldigital? Pruuuust! Nennt es doch beim Namen!

Sacha Kriwoj beklagt sich auf seinem Blog über die fehlende Erwähnung von UDL-Digital bei den Promi-Besuchen von John Kerry und Philipp Rösler und behauptet:

Ohne die Unternehmen, die bereit sind, sich als Sponsor zu engagieren, würde unsere Welt anders ausschauen. Fußball würden weniger Geld verdienen (damit könnten wir wohl am ehesten umgehen), es würden aber auch viel weniger Veranstaltungen stattfinden. Museen, Galerien und Opernhäuser existieren längst nicht mehr nur, weil sie nicht nur von öffentlicher Hand gefördert werden, sondern auch weil private Unternehmen Millionen und Milliarden in die Hand nehmen. Wir machen das alle, weil wir es als unseren gesellschaftlichen Auftrag verstehen. Und wir machen das auch verdammt noch mal wegen der guten Presse. Ist doch klar.

Wie nennt man das, wenn John Kerry zu ePlus kommt? Richtig: Lobbyismus.

Wie nennt man das, wenn John Kerry zu ePlus kommt? Richtig: Lobbyismus.

 

Erst war ich sauer, als mich Verena auf den Blogpost aufmerksam machte, dann musste ich nur noch lachen.

Was Ihr mit UDL-Digital macht, lieber Sachar, ist weder Sponsoring noch Teil Eurer gesellschaftlichen Verantwortung. Es ist im besten Fall noch Werbung, im schlimmsten Fall als zivilgesellschaftliches Engagement verklärtes Lobbying Eures Unternehmens.

Es gibt DAX-Unternehmen in Deutschland, die stecken einen siebenstelligen Betrag in ein Projekt, bei dem ihre Mitarbeiter in Jugendgefängnisse gehen und dort die Jugendlichen betreuen und ihnen eine Perspektive geben. Es gibt große Unternehmen in Deutschland, die Kältehilfe für Obdachlose unterstützen – mit persönlicher Kraft und viel Geld. Keine einzige Presseerklärung wird sich darüber finden lassen. Denn die Unternehmen machen das nicht, weil sie sich davon eine bessere Kommunikation in der Presse erträumen, sondern weil sie das wirklich als Teil ihrer Verantwortung sehen. Sie machen das aufgrund ihrer inneren Motive, etwas zu verbessern in der Gesellschaft. Das ist Corporate Social Responsibility.

Ja, auch Sponsoring gibt es und es ist ein wichtiger der Aspekt der Kultur- und Sportfinanzierung. Das bedeutet aber nicht, dass man im eigenen Handy-Store die Politik-Prominenz präsentiert, sondern dass ein Unternehmen jemand anderen unterstützt – ein anderes Unternehmen, einen Verein, eine NGO, ein Museum. Der Sponsor lässt dann die anderen in Ruhe – ein Sponsor mischt sich nicht in die Aufstellung der Sportmannschaft ein, sagt nicht, welche Bilder in den Museen aufgehängt werden soll, redet nicht in die Vereinsaktivitäten rein.

UDLDigital ist eine Veranstaltung von ePlus, organisiert von ePlus-Mitarbeitern, bezahlt von ePlus, in Räumen von ePlus. Es hat das Ziel, einerseits die digitale Zivilgesellschaft an ePlus heranzuführen – digitales Astroturfing. Andererseits hat es das Ziel, Politiker mit dem Unternehmen vertraut zu machen und einen fruchtbaren Boden zu schaffen für die Hintergrundgespräche, welche zwar nicht Sachar, aber seine Kollegen aus dem Hauptstadtbüro von ePlus führen. Das hat nichts mit gesellschaftlicher Verantwortung, nichts mit Sponsoring zu tun – es geht um Eure wirtschaftlichen Interessen.

Das sind legitime Interessen. Aber nennt es dann doch beim Namen: Vorfeldarbeit für den Unternehmenslobbyismus. Seid froh, dass bisher so wenige Journalisten sich damit kritisch auseinandergesetzt haben.

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