Als einer meiner Dozenten für eine Konferenz über Umweltrecht und Klimawandel nach Tokyo fliegen musste, da dachte ich mir – hmm, wie passt das zusammen? Jetzt komme ich selber in die Situation, fahre auf eine Konferenz über G8 nach Tokyo auf der insbesondere die Rolle der G8 beim Klimawandel diskutiert wird und Empfehlungen für eine bessere Klima-Politik gemacht werden soll.
Der Flug wird fast 6 Tonnen CO2 emittieren und das Klimawandel-Zertifikat bei Atmosfair kostet um die 130 Euro. Ob diese Klimawandel-Zertifikate aber das Gelbe vom Ei sind, weiß ich nicht. Ein interessantes Buch ist „The Carbon Neutral Myth“ von CarbonTradeWatch, dass erzählt, wieviel Unsinn der Handel mit Klimazertifikaten hervorbringt.
Ein Freund von mir schlug vor, mit dem Zug oder dem Schiff zu fahren, was sicherlich seinen Reiz hat. Allerdings ist es glaube ich gar nicht möglich bei der russischen Botschaft in London ein Visum für einen deutschen Staatsbürger zu beantragen, um dann mit dem Zug durch Sibirien zu fahren. Und ob dadurch soviel C02 eingespart wird im Vergleich zum Flug. Schwierige Abwägung.
Wir kommen damit auch an den Punkt, an dem die Handlungsverantwortung des einzelnen überbewertet wird. In dem Moment, in dem es auf Grund gesellschaftlicher Strukturen notwendig wird zu fliegen, liegt dass in der Verantwortung der Gesamtgesellschaft, also vornehmlich der Politik. Sie muss Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass u.a. politische Verhandlungen auch geführt werden können ohne Unmengen CO2 auszustoßen. Sinn und Unsinn von Emissionsausgleich auf der Ebene von Spaßreisen ist nochmal eine andere Sache. Das die durch Flüge verursachten „externen Kosten“ von den Verursachern, also denen die Fliegen internalisiert werden müssen ist die eine Sache. Das könnte auch eine Umlage auf die Preise regeln. Dass Programme wie Atmosfair zu einem Ablasshandel führen, da mensch ja seine Sünden „ausgleichen“ kann die andere. Und eine weitere Seite ist der Mangel nach Goldstandard zertifizierter Ausgleichsprojekte. Daber das macht sie nicht vollkommen zahnlos sondern mahnt uns da nachbesserung zu fordern.
In Deiner Situation würde ich sagen, trägst Du ja erstmal durch die Teilnahme an der Konferenz dazu bei, dass die Zukunft vielleicht anders verläuft als „weiter so“. Von daher ist Dein Flug sogar wichtig. Stell Dir vor Du überlässt das denen, die keinen Skrupel beim Fliegen kennen. Wenn Du die Emissionen „ausgleichst“ setzt Du auf jeden Fall ein politisches Signal, ähnlich dem Wechsel zum Ökostrom der auch alleine nicht die Energiewende bringen kann.
…und mal ganz ehrlich. Dadurch dass wir zu weltfremden Klimaspießern werden erreichen wir höchstens das Gegenteil. Ich wünscht Dir nen guten Flug, ne gute Zeit in Tokio und viel Erfolg bei der Konferenz.
Gruß
Christian
lieber christian, ich stimme dir vollkommen zu: man kanns auch übertreiben!
dein link zu http://www.alles-was-gerecht-ist.org/ funktioniert leider nicht…
schade, gabi
Hier nochmal der richtige Link: http://alles-was-gerecht-ist.de/
Liebe Grüße, Verena
Welcher Dozent interessiert sich denn für derartige Themen? *grübel* Dicken Drücker!
So ist das – leider gibt es keine eindeutigen Antworten auf die meisten Fragen wie diese, aber immer Entscheidungen, die getroffen werden wollen/müssen. Da hilft es manchmal, das Thema mit etwas Humor zu betrachten: http://www.esgehtumwas.at/2008/03/02/was-co2-emissionen-und-seitensprunge-gemeinsam-haben/