Am letzten Freitag protestierte eine Gruppe Kohlekraftgegner vor der Vattenfall Zentrale in Berlin, indem sie auf einem kleinen Kohlengrill Tofuwürstchen brieten und an die Passanten verteilten.
Die Aktion Kohle nur noch zum Grillen will die Berliner über das geplante Kohlekraftwerk im Bezirk Lichtenberg zu informieren:
Der Energiekonzern Vattenfall möchte in Berlin ein neues Steinkohle-Kraftwerk bauen, das jährlich über 4 Millionen Tonnen CO₂ freisetzen wird. Diese Menge entspricht rund 20 Prozent der jetzigen Berliner CO₂-Emission. Damit wären die Klimaschutzziele von Berlin hinfällig. Berlin hat sich freiwillig verpflichtet, bis 2030 50 Prozent seiner CO₂-Emissionen einsparen zu wollen. Bis zum Jahr 2050 ist sogar eine Absenkung der Emissionen um 80 Prozent gegenüber 1990 geplant.
Bereits eine Woche zuvor waren den Betreibern des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Bratgeruch in die Nase gestiegen, damals waren mehrere tausende Klimaschützer in die brandenburgische Provinz gereist.
Interessanterweise gab es damals auch Gegen-Aktionen des Kraftwerkbetreibers:
Der Energiekonzern Vattenfall, Betreiber des Kraftwerks, schien dagegen, zumindest im Vorfeld, richtig beeindruckt von der Anti-Kohle-Demonstration gewesen zu sein. Die Imageberater und Öffentlichkeitsarbeiter des Wirtschaftsunternehmens hatten sich sichtlich Mühe gegeben, dieses „angemessen“ zu präsentieren. Vor den riesigen Kühltürmen hatten zwei Kräne ein überdimensionales Transparent in die Höhe gezogen, das direkt hinter der Bühne baumelte. Aufschrift: „Kohle fördern, CO2 stoppen, wir arbeiten dran“.
Klare Sache, mit dem Märchen von CO2-freier Kohleverbrennung wollte man die Medienbilder der Demo dominieren. Der Sprecher der Klima-Allianz kommentierte diese plumpe, unsportliche Dreistigkeit mit den Worten: „Dieses Transparent, das größer als die Kundgebungsbühne ist, ist ein typisches Beispiel für gekaufte Öffentlichkeit.“
Ich muß ganz ehrlich sagen – so unsportlich finde ich das gar nicht. Die politische Auseinandersetzung um Energiepolitik wird nun mal mit Symbolen und Bildern geführt, wie das Bild vom Korken, der in den Schornstein des Kraftwerks gesteckt wird, beweist. Wenn die Klimaschützer das Kraftwerk als Kulisse für eine politische Aktion nutzen, finde ich es nicht tragisch, wenn die Kraftwerksbetreiber die Medienaufmerksamkeit nutzen, um ihren Standpunkt darzustellen.
Bei der Aktion am letzten Freitag gab es anscheinend keine Gegen-PR von Vattenfall, dafür war die Protest-Gruppe vielleicht auch zu klein. Berliner und Nicht-Berliner, die sich auch für Currywurst und Klimaschutz begeistern können, können aber bei neuen geplanten Aktionen gerne mitmachen.
Mir wäre es lieber, wenn auch beim Grillen keine Kohle verwendet werden würden. Mit einem Solargrill kann man zum Grillen auch die Sonne nutzen – vielleicht sollte man für einen der nächsten Aktionen so ein Gerät verwenden.
Bilder von Friekoop und Anja Vatterodt
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