Workshop von Art-Ecology-Education: Change – eine andere Weltsicht für nachhaltiges Leben, 11.+12. Oktober in Berlin
Was bedeutet nachhaltig leben eigentlich wirklich?
Nachhaltig leben ist für viele ein abstrakter Begriff. Einfach übersetzt heißt es: im Einklang mit der Natur leben.
Die deutsche Sprache macht es uns mit dem Begriff ’nachhaltig‘ nicht leicht. Im Englischen ist der entsprechende Begriff für Nachhaltigkeit ‚Sustainability‘ und das bedeutet: ‚die Fähigkeit etwas aufrecht zu erhalten‘.
Und was im Zusammenhang mit Sustainability im eigentlichen Sinn aufrecht erhalten wird, ist nicht wirtschaftlicher Erfolg oder Wachstum irgendeiner Art. Es ist auch nicht die menschliche Gemeinschaft. Es geht um das Netz des Lebens, das aufrecht erhalten wird und von dem unser Überleben abhängt.
Nachhaltige Gemeinschaften zu schaffen bedeutet also Gemeinschaften und Gesellschaftsformen zu schaffen, die mit der Fähigkeit der Natur, Leben zu erhalten, harmonieren.
Ohne den ökologischen Kontext ist Nachhaltigkeit nicht nachhaltig.
Nach dieser Definition wird auch klar, dass ’soziale Nachhaltigkeit‘, ‚wirtschaftliche Nachhaltigkeit‘ und ‚ökologische Nachhaltigkeit‘ einer Wahrnehmung und einem Denken entspringen, das die Dinge separiert. Und diese Art zu denken ist es, die die Probleme geschaffen hat, mit denen wir heute umgehen müssen.
Die Herausforderung unserer Zeit ist es, anders wahrnehmen zu lernen, anders zu denken und dadurch anders zu gestalten.
Man kann sich das Ausmaß eines solchen Paradigmenwechsels ein bisschen so vorstellen, wie zum Ende der Zeit, als der Grossteil der Menschheit glaubte (und dies an Schulen und Universitäten auf entsprechende Art gelehrt wurde), die Erde sei eine Scheibe.
Unsere Art zu Denken entstammt der Philosophie des Rationalimus. Wir empfinden die Dinge getrennt voneinander: Unser Denken getrennt von unserem Körper, Ökologie getrennt von Soziologie und uns selbst getrennt von der Natur und unserer Umwelt.
Diese Art zu denken und wahrzunehmen, diese Lebensweise macht wirklich nachhaltiges, genauer: Leben-erhaltendes leben unmöglich. Sie erlaubt uns, die Erde als grossen Felsbrocken zu empfinden und Natur als Resource zu betrachten.
Tatsache ist aber, dass wir mit allem verbunden sind. Wir, samt unserer Städte, sind Teil der Natur. Wir sind eingebettet in das Netz des Lebens und beeinflussen es. Dementsprechend stimmt der Begriff ‚Umwelt’ auch nicht. Er reflektiert, wie wir wahrnehmen: uns selbst und das, was um uns herum ist. Der Begriff, der hier wesentlich genauer wäre, ist: Mitwelt.
In dem Augenblick, in dem unsere Umwelt, als unsere Mitwelt empfunden wird, hat das gravierende Auswirkungen auf die Art und Weise wie wir mit allem in Beziehung treten.
Nachhaltig leben bedeutet also letztendlich, sich als integraler Teil des lebenden Systems Erde zu verstehen und dementsprechend zu handeln. Wir empfinden und gestalten als Teil eines grösseren Ganzen, als Teil einer Erd-Gemeinschaft, einer Gemeinschaft von Pflanzen, Tieren, Mikroorganismen, Flüssen, Bergen und Wäldern, als Teil eines lebenden, dynamischen Systems, das sich in gegenseitiger Abhängigkeit aufrecht erhält und weiterentwickelt.
Solches Wissen ist nicht neu. Wir können von Gesellschaften lernen, die über Jahrhunderte nachhaltig gelebt haben und denen ein entsprechendes Weltbild zu Grunde liegt.
Wir können von der Natur lernen, deren Ökosysteme nachhaltige Gemeinschaften von Pflanzen,Tieren und Mikoorganismen sind.
Was es braucht, sind neue Wege der Wissensvermittlung. Wege, die den transformativen Prozess, der für einen Paradigmenwechsel notwendig ist, unterstützen und begleiten. Eine solche Art der Wissensvermittlung umfasst
„die Erfahrung einer tiefen, strukturellen Veränderung in den grundlegenden Bereichen des Denkens, Fühlens und Handelns. Es bedeutet einen Wandel des Bewusstseins, der die Art und Weise, auf die wir uns selbst innerhalb der Welt empfinden, tiefgehend und unwiederbringlich verändert. Solch ein Wandel umspannt das Verständnis und das Plazieren unseres Selbst; unsere Beziehungen mit anderen Menschen und der natürlichen Welt; unser Verständnis von Machtverhältnissen innerhalb ineinander greifender Strukturen von Klassen, Rassen und Geschlecht; unser Körperbewusstsein; unsere Visionen und Vorstellungen von alternativen Lebensweisen; und unser Empfinden für Möglichkeiten für soziale Gerechtigkeit und Frieden sowie persönliche Freude.“
Edmund O’Sullivan, Professor für Bildung am Ontario Institute for Studies in Education der University of Toronto
‚Sustainability from the inside out’, auf deutsch ‚Nachhaltigkeit von innen nach aussen‘, ist die Herangehensweise von Art, Ecology & Education, einem internationalen Zusammenschluss von Sustainability Educators mit Hauptsitz in Berlin, die damit in Deutschland zu den Pionieren auf diesem Gebiet gehören.
Ihre Arbeit richtet sich an Schulen und Universitäten, an Organisationen und Unternehmen, aber auch an Einzelpersonen, die eine integrierte, nachhaltige Denk- und Gestaltungsweise erforschen und erfahren möchten.
Art, Ecology & Education sieht sich als Facilitator von Lernerfahrungen, verwendet kreative Prozesse und Methoden aus Schauspiel, Tanz und Körperarbeit, sowie Input aus Living Systems Theory und Permakultur und bietet damit Wege zu einem neuen Verständnis von uns selbst und unserer Beziehung zur Natur.
Auf der Webseite von Art, Ecology & Education finden sich Informationen über Workshops, Events und Serviceleistungen, sowie Zugang zu umfassenden, verschiedenartigen Resourcen für nachhaltiges, integriertes Leben.